Bandscheibenprotusion (Discusprotusion) / Bandscheibenvorfall (Discusprolaps)
Der Bandscheibenvorfall ist in unserer Gesellschaft allgegenwärtig und beinahe jedem ein Begriff. Er wird auch fälschlicherweise bei jedem Rückenschmerz als Auslöser vermutet und ist daher eine Erkrankung von großer Berühmtheit. In Österreich gibt ca. jede 4. Person an, unter chron. Rückenbeschwerden zu leiden, wobei dafür, den Schätzungen nach, nur in etwa 1-5% der Fälle tatsächlich ein Bandscheibenvorfall schuld ist. Richtig ist viel eher, dass eine große Zahl der Österreicherinnen und Österreicher (über 60% der über 50 jährigen) einen symptomlosen Bandscheibenvorfall hatte oder hat und dieser unbemerkt für die Patientin/den Patienten bleibt. Es ist somit unbedingt notwendig, bei jedem Rückenleiden eine genaue Untersuchung und Anamneseerhebung durchzuführen, um den tatsächlichen Grund für die bestehenden Beschwerden diagnostizieren zu können. Gründe für einen Bandscheibenvorfall sind zum einen in einer genetischen Vorbelastung, zum andern in einer Überbelastung und Fehlhaltungen zu suchen. Übergewicht, mangelnde Bewegung und degenerative Faktoren zählen ebenso zu den häufigsten Ursachen. Was genau versteht man nun unter einer Bandscheibenprotusion, einem Bandscheibenvorfall? Eine Bandscheibe besteht aus einem Faserring und einem Gallertkern. Die Protusion beschreibt eine Vorwölbung der Bandscheibe ohne Verletzung des Faserrings, der Bandscheibenvorfall jedoch einen Riss des Faserrings mit Austritt des gallertigen Kerns. Beide Erkrankungsbilder können jedoch zu erheblichen Beschwerden führen, wenn im Rahmen der Vorwölbung, des Vorfalls, Nerven im Rückenmarkskanal in Bedrängnis kommen. Dadurch kommt es neben teils unerträglichen Schmerzen im Bereich des Vorfalles, je nach Höhe des Bandscheibenvorfalles zusätzlich zu bandförmigen Ausstrahlungen in die Arme oder Beine. Begleitet können diese Symptome von Missempfindungen wie Taubheitsgefühle oder „Ameisenlaufen“ in dem betroffenen Bereich sein. In besonders schweren Fällen kann zudem eine Schwäche der vom Nerv versorgten Muskulatur auftreten. 90 % der Bandscheibenvorfälle betreffen die Lendenwirbelsäule und 10 % die Halswirbelsäule, nur sehr selten kommt ein Bandscheibenschaden in der Brustwirbelsäule vor.
Therapie: Nach der genauen Untersuchung und Erhebung eines neurologischen Status ist die Durchführung einer bildgebenden Diagnostik von großer Bedeutung. Hier kommt neben dem klassischen Röntgen vor allem eine Magnetresonanzuntersuchung (MRT) zur besseren Beurteilung zum Einsatz. In den meisten Fällen sind Bandscheibenvorwölbungen bzw. Bandscheibenvorfälle sehr gut konservativ zu behandeln und heilen so meist komplett aus. Hier kommen vor allem neben einer mutimodalen Schmerztherapie mit entzündungshemmenden und schmerzstillenden Medikamenten, Infusionen sowie gezielte Infiltrationen zum Einsatz. Die Manualtherapie ist eine weitere gute Therapiemöglichkeit, um neben Physiotherapie und Heilmassagen den Heilungsprozess zu beschleunigen und die Schmerzen zu lindern. Weiters kann in ausgewählten Fällen eine Wurzelblockade des betroffenen Segments Bildwandler oder CT-gezielt durchgeführt werden. Hierbei wird punktgenau ein Depot aus Lokalanästhetikum und Cortison an die betroffene Nervenwurzel appliziert. Nur in sehr schweren therapieresistenten Fällen, allen voran bei neurologischen Ausfällen, ist die Durchführung einer Bandscheibenoperation zur sofortigen chirurgischen Entlastung der betroffenen Nervenwurzel indiziert. Sollte eine Operation notwendig werden, so empfehle ich Ihnen gerne Kolleginnen/Kollegen, die auf die chirurgische Behandlung von Bandscheibenschäden spezialisiert sind.